2.2. Ansicht, Schnitte und Schraffur

Informationen zur technischen Zeichnung

Arten von Technischen Zeichnungen: Bei der Abwicklung von Aufträgen ist die technische Zeichnung als Informationsträger häufig das Verständigungsmittel zwischen den einzelnen Abteilungen einer Firma, aber auch zwischen Firmen und Kunden.

Entsprechend ihrer Aufgaben stellen Fertigungs- und Montageabteilung unterschiedliche Anforderungen an die technische Zeichnung, daher werden techn. Zeichnungen u.a. in Fertigungszeichnungen (auch Einzelteilzeichnungen), in Zusammenbauzeichnungen (auch Baugruppenzeichnungen) und Explosionszeichnungen eingeteilt.

  • Die Fertigungszeichnung enthält die Darstellung eines Teiles mit Maßangaben für die Fertigung. Zur vollständigen Bemaßung (siehe Kapitel "2.3. Bemaßungen von technischen Zeichnungen") des Bauteils ist es wichtig, dass alle Details des Bauteils durch Ansichten, Schnitte und Ausbrüche ersichtlich gemacht werden.
  • Dagegen wird in der Zusammenbauzeichnung dargestellt, wie die fertigen Einzelteile zu einer Baugruppe montiert werden können. Wird die Zusammenbauzeichnung zur Weitergabe an Kunden verwendet, werden Haupt- und Anschlußmaße (siehe Kapitel "2.4. Bauteilzusammenhänge") der Zusammenbauzeichnung zugefügt. In der Baugruppenzeichnung müssen alle verwendeten Bauteile mindestens einmal in einer Ansicht zu sehen sein, was oft nur mit Ausbrüchen (siehe Schnittarten) zu realisieren ist. Zur Montagezeichnung gehört meist auch eine Stückliste. Die Stückliste ist eine Tabelle, in der sämtliche Einzelteile der Baugruppe mit Positionsnummer und Menge aufgelistet sind.
  • Die Explosionszeichnung kann als Montagehilfe verwendet werden oder wird bevorzugt in Ersatzteilkatalogen eingesetzt.

Darstellungsmethoden: Nach DIN ISO 128-3 gibt es zwei unterschiedliche Projektionsmethoden, deren Sinnbilder im Zeichnungsrahmen eingetragen werden. Die Projektionsmethoden unterscheiden sich in der Blickrichtung auf die Hauptansicht für die jeweils projezierte Ansicht. So ergeben sich für unterschiedliche Blickrichtungen auch unterschiedliche Seitenansichten und Draufsichten. Die übliche Darstellungsmethode in Deutschland bzw. in den meisten europäischen Ländern ist die Projektionsmethode 1. Die Projektionsmethode 3 wird vorwiegend in den USA angewandt. Im gesamten Kurs wird immer Projektionsmethode 1 verwendet. Projektionsmethode 3 wird deshalb nicht weiter erläutert.

Sinnbilder der Projektionsmethoden:

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Projektionsmethode 1
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Projektionsmethode 3

Projektionsmethode 1

Im folgenden wird ein Beispiel für die Projektionsmethode 1 dargestellt. 3D-CAD-Systeme haben meist eine Voreinstellung, die nur eine richtige Projektion bzw. Position der Projektionsansicht relativ zur Basisansicht zulässt. Die Pfeile an dem 3D-Körper entsprechen der Blickrichtung auf die jeweilige Ansicht (zum Beispiel: Seitenansicht von rechts), dabei wird die zu sehende Ansicht durch drehen des Körpers auf die Seite der Drehrichtung relativ zur Basisansicht (also nach links => linke Seite) projeziert.

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Beispiel Projektionmethode 1

Ansichten und Schnitte: In technischen Zeichnungen wird das 3D-Modell durch projezierte Ansichten dargestellt. Die dabei wichtigste Regel ist:

"Es sollten so viele Ansichten wie nötig dargestellt werden, die ausreichen, die Form des Bauteils wiederzugeben"

Dabei sollte die Vorderansicht stets die aussagekräftigste Ansicht des Einzelteils oder der Baugruppe sein. In Fertigungszeichnungen wird die Fertigungslage des Bauteils als Vorderansicht bevorzugt.


Schnittarten: Um die verschieden Schnittmöglichkeiten deutlich zu machen, wird der Kugelkopf eines Hebels auf drei unterschiedliche Arten geschnitten:

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Modell des Kugelkopfes
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Schnittebene durch den Kugelkopf
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Vollschnitt
Vollschnitt: Das Werkstück wird an einer Stelle komplett auseinandergeschnitten und die vordere Werkstückhälfte entnommen. Nur die hintere Hälfte bleibt als Ansicht übrig, die das Innenleben der Kugel freigibt.
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Halbschnitt
Halbschnitt: Beim Halbschnitt wird ein Viertel des Körpers herausgeschnitten. Diese Ansicht ist bei vereinfachten Darstellungen von spiegelbildlichen Hohlkörpern sinnvoll.
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Ausbruch
Teilschnitt (speziell Ausbruch): Die Baugruppe oder das Einzelteil wird nur in einem bestimmten Bereich aufgeschnitten, um ein Teil (z.B. eine Bohrung) oder eine Verbindung (z.B. eine Schraube, die zwei Platten verbindet) darzustellen. Der geschnittene Bereich wird durch eine Freihandlinie bzw. einen Spline von der restlichen Ansicht abgegrenzt. Werden in einer Baugruppe bestimmte Teile (Gleich- oder Normteile) mehrmals benutzt, was zum Beispiel bei Verschraubungen häufig vorkommt, so muß nicht jede Schraube durch einen Ausbruch gezeigt werden, sondern es reicht eine Einzige aus, wenn sich die anderen Verschraubungen aus den Ansichten logisch ergeben.

Stufenschnitt: Um mehrere Details die nicht in einer Schnittebene liegen zu erfassen, kann man vom Voll- oder Halbschnitt abweichen und einen eigenen Schnittverlauf konstruieren. So enthält ein Stufenschnitt mehr Informationen als ein gerader Vollschnitt. Der Schnittverlauf wird durch eine kurze, breite strichpunktierte Linie angedeutet. Die Pfeile an den Enden der Strichpunktlinie kennzeichnen die Blickrichtung des Schnittes. Der Schnittverlauf und die dazugehörige Schnittansicht werden durch Großbuchstaben des Alphabetanfangs (A,B,C) gekennzeichnet. Die Schnitte können beliebig gelegt werden, vorwiegend jedoch in Richtung der Längsachse oder senkrecht zu ihr.

Im folgenden wird ein Stufenschnitt am Beispiel der Baugruppenzeichnung des Schraubstockes gezeigt. Der Schnitt durch die Mitte des Schraubstockes macht einen Knick, um die Verschraubung der Backe darzustellen, die nicht in der Schnittebene liegen würde.

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Stufenschnitt

Schnittprinzipien: Bei Schnitten ist darauf zu achten, dass bestimmte Teile immer vom Schnitt ausgeschlossen werden.

Folgende Teile dürfen nicht geschnitten werden: (Vgl. DIN ISO 128-3)

Rotationsteile wie Wellen (mit Ausnahme von: Buchsen und Wellen mit ausgeprägter Innenkontur), Achsen, Zapfen, Bolzen und Normteile (z.B.: Stifte, Schrauben, Niete, Muttern, Scheiben,...)

Dieser Ausschluß vom Schnitt gilt nur, wenn die Symmetrielinie der Teile (ihre Achse) in der Zeichenebene liegt.

Verbindungselemente (Passfedern und Keile) dürfen nur in ihrer Längsrichtung nicht geschnitten werden.


Einzelheiten darstellen:

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Beispiel zur Darstellung von Einzelheiten nach DIN 128-3

Einzelheiten werden zur deutlichen Darstellung und Bemaßung im vergrößerten Maßstab herausgezeichnet.

Beispiele für Einzelheiten sind Sicherungen von Bauteilen auf Wellen oder Verbindungen bzw. Verschraubungen, die in den Hauptansichten zu klein dargestellt sind.

Es sollen möglichst die letzten Großbuchstaben (X,Y,Z) des Alphatetes verwendet werden, um Verwechslungen mit den Buchstaben des Schnittverlaufes zu vermeiden.


Schraffuren nach DIN EN ISO 128-3 & 128-50 : Besonders beim Schneiden von Baugruppen ist darauf zu achten, dass jedes Bauteil eine eigene Schraffur besitzt, die das Teil in jeder Ansicht erkenntlich macht. In der Regel wird die Grundschraffur genutzt. Hierbei ist darauf zu achten, für verschiedene Bauteile unterschiedliche Schraffurrichtungen zu nutzen. In bestimmten Anwendungsfällen kann auch eine werkstoffspezifische Schraffur genutzt werden.

Grundschraffur: Erfolgt keine Berücksichtigung des Werkstoffes, verwendet man einfache parallele Linien im gleichen Abstand und im Normwinkel von 45° oder bei mehreren Bauteilen in einer Schnittansicht im Normwinkel von 45° oder 135° zur optischen Abgrenzung voneinander.

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Metalle: Bei Metallteilen werden 3 parallele Linien im gleichen Abstand und im Normwinkel von 45° oder 135° verwendet.

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Kunststoffe: Kunststoffteile werden erkenntlich durch eine Kreuzschraffur, die sich aus den Normwinkeln von 45° und 135° zusammensetzt.

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Naturstoffe: wie z.B. Holz, werden mit waagrechten Linien schraffiert.

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Der Winkel der Schraffur sollte sich stets auf den Hauptumriss oder die Symmetrielinien der Schnitte beziehen. (Vgl. folgendes Beispiel:)

Beispiele für die Orientierung von Schraffuren

Folgende Regeln sind beim Schraffieren zu beachten:

  • Die Abstände der Schraffurlinien werden an die Bauteilgröße angepasst. Sehr schmale Schnittflächen werden voll geschwärzt gezeichnet.

  • Treffen Schnittflächen mehrerer Teile zusammen, so sind die Schraffurlinien der verschiedenen Schnittflächen entgegengesetzt unter 45° bzw. 135° und der Abstand außerdem entsprechend enger bzw. weiter zu zeichnen.

  • Einen Ausbruch, der nicht in der Schnittebene liegt, erkennt man an einer zum Schnitt leicht versetzten Schraffur.


Normmaßstäbe nach DIN ISO 5455

Natürlicher Maßstab Verkleinerungsmaßstäbe Vergrößerungsmaßstäbe
1:1 1:2
1:5
1:10
1:20
1:50
1:100
2:1
5:1
10:1
20:1
50:1
100:1