2.4. Bauteilzusammenhänge

Schraubstock

Die Schraubstockbaugruppe wird als Basis zum Bemaßen von Einzelteilen, verschiedener Geometrien und Funktionen, genommen. Das Bauteil sollte immer als Ganzes betrachtet werden, um ein späteres Fügen und Funktionieren zu gewährleisten. In der Explosionszeichnung sind vier Einzelteile gekennzeichnet, deren Bemaßung im folgenden erklärt wird.

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Explosionszeichung des Schraubstockes
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Baugruppe Schraubstock

Bolzen

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Technische Zeichnung des Bolzens

Funktionsweise: Der Bolzen dient als Hebel zum justieren des Schraubstockes am Werktisch. Um das Justieren handlich zu gestalten, wird auf dem Bolzen ein Kugelkopf aufgesteckt. Dazu wird eine Übermaßpassung (siehe auch Kapitel "3.3.1 Auswahl und Berechnung von Passungen") benötigt, die einen festen Sitz der Kugel ermöglicht. Um diese fertigen zu können, wird am Absatz ein Freistich eingedreht, der das Schleifen ohne bleibende Rundung in der Kante ermöglicht. Danach wird der Bolzen in die Druckspindel gesteckt, die dann mit dem Druckteller durch Drehen den Schraubstock an der Werkbank verspannt. Der Bolzen soll sich in der Druckspindel leichtgängig bewegen können, deshalb wird der restliche Durchmesser mit einer Spielpassung (siehe Kapitel "3.3.1 Auswahl und Berechnung von Passungen") gefertigt, die einerseits diese Bewegung ermöglicht und andererseits ein "Schlackern" verhindert.

Vorgehensweise zur Bemaßung einer Welle:

Beim Bemaßen einer Welle, muss die Fertigung mitbedacht werden. Wellen werden auf Drehmaschinen gefertigt und je nach Form der Absätze dementsprechend oft umgespannt, d.h. eine Welle wird immer von zwei Bezugskanten aus bemaßt.

Bemaßung des Bolzens:

Hier wird die Fertigungsweise des Bolzens und damit die sich daraus ergebende Bemaßung erklärt:

Zuerst wird das Rohmaterial auf die Länge von 83 mm abgesägt, dann auf einer Seite eingespannt und der Absatz mit Freistich gefertigt, auf dem anschließend die Passung geschliffen wird. Nun wird die Seite der Einspannung gewechselt und die Spielpassung geschliffen. Deshalb ist es sinnvoll, die Gesamtlänge und die Länge der Übermaßpassung anzugeben. Die Länge der Spielpassung ergibt sich dann automatisch. Die Länge der Passung 6 s6 ist außerdem wichtig für den passenden Sitz des Kugelkopfes auf dem Absatz. Deshalb wurde diese mit einer negativen Toleranz bemaßt. Wird keine Toleranz direkt am Maß angegeben, gibt die zuvor gewählte Allgemeintoleranz die Maßspanne vor (siehe Kapitel "2.2 Ansicht, Schnitte und Schraffur"). Der Freistich ist hier nach DIN-Norm (DIN 509) gefertigt, deshalb kann er durch die abkürzende Beschriftung bemaßt werden.

Gewindebolzen

Funktionsweise: Der Gewindebolzen dient zur Verstellung der Spannbacke um das zu bearbeitende Werkstück später zu spannen. Daraus folgt, dass man sich für ein Bewegungsgewinde, sprich ein Trapezgewinde entscheidet. Bei einem Trapezgewinde wird immer der Nenndurchmesser mit Steigung angegeben (siehe Kapitel "3.2.1 DIN 13 Teil 1: Metrisches ISO Gewinde").

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Technische Zeichnung des Gewindebolzens

Bemaßung des Gewindebolzen: Die Vorgehensweise bei der Bemaßung des Gewindebolzens ist identisch zu der Bemaßung einer Welle. Die Gesamtlänge des Gewindebolzens beträgt 168 mm. Die Welle wird auf der linken Seite eingespannt und zuerst der Durchmesser 13 mm grob vorgedreht. Um nun die Passung fertigen zu können, wird am Absatz ein Freistich gefertigt, der nicht nach DIN 509 ist und somit seperat bemasst werden muss. Um die bemaßten Längen erkennbar zu machen, wird der Freistich als Einzelheit (siehe Kapitel "2.2. Ansicht, Schnitte und Schraffur") dargestellt. Die Gewindelänge ist definiert vorgegeben, deshalb wird ein Gewindeauslauf gefertigt, um Gewinde und Passung sauber voneinander zu trennen.

Die beiden Bohrungen für die Paßstifte können nicht, da nicht vollständig ersichtlich, in der Vorderansicht bemaßt werden. Es werden deshalb Schnitte durch die Achsen der Bohrungen gelegt. In diesen Schnittansichten wird die Innenkontur der Bohrungen ersichtlich.

Das wichtigste Einbaumaß in dieser Zeichnung ist der Abstand der beiden Bolzen zueinander, der den Sitz des Gewindebolzens definiert.


Backe

Die Backe wird mit Schrauben an der Führung befestigt. Der Gewindebolzen wird durch die mittige Bohrung in der Backe gesteckt. An der Backe wird die Spannbacke befestigt.

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Technische Zeichnung der Backe

In der Vorderansicht sieht man, dass die Backe ein symmetrisches Teil ist.

Bemaßung von symmetrischen Körpern: Die Symmetrie wird bei der Bemaßung von Einzelteilen oder Baugruppen ausgenutzt. Das heißt alle Bohrungsabtände werden über die Mitte bemaßt. Es gibt also keinen Bezug zu einer Außenkante, wie es zum Beispiel bei einem Gußstück nötig ist.

Diese Symmetrie wird auch bei der Backe genutzt.

Zu aller erst werden die Hauptabmaße, wie Höhe, Breite und Tiefe eingetragen.

Einfügen der Hauptabmaße: Hauptabmaße, wie Höhe, Breite und Tiefe, sollten ersichtlich, wenn möglich, an einer Ansicht eingetragen werden.

Als Bezugskante für die Höhenmaße wird die untere Kante gewählt, wenn nicht wie im folgenden erklärt wird, eine gute Begründung zur Abweichung existiert.

In diesem Einzelteil ist es wichtig, das Bohrbild richtig und vor allem zueinander zu bemaßen. Dabei sollten die Maße gewählt werden, die bei dem Gegenstück der Spannbacke ebenfalls bemaßt werden können, d.h. die anschließenden Einzelteile müssen mitbetrachtet werden.

Verschraubung von der Backe mit der Spannbacke: Ein Beispiel zur Bemaßung von Verschraubung ist in diesem Fall die Verschraubung der Spannbacke an der Backe. Der Abstand der Bohrung muß gleich sein, sonst können die Teile nicht gefügt werden. Wir bemaßen deshalb den Abstand 40 und tolerieren diesen mit +/- 0,1 an beiden Teilen, um zu gewährleisten, dass sich die Maßabweichungen in einem gewissen Rahmen halten.

Hier ist es wichtig, dass die Spannbacke in den Absatz passt. Deshalb wird bei der Backe das Höhenmaß 6 mit + 0,1 und am Gegenstück der Spannbacke mit -0,1 toleriert. Dadurch wird ein Überlappen beim Fügen verhindert.


Spannbacke

Die Vorgehensweise zum Bemaßen der Spannbacke ist ähnlich der Vorgehensweise bei der Bemaßung der Backe. Die Maße die mit der Spannbacke verknüpft sind wurden im Abschnitt: "Bemaßung der Backe" erklärt.

Bemaßen von Senkungen für Schraubenköpfe nach DIN 74

Senkungen für Schrauben sind genormt. Um die richtige Senkung auszuwählen, muß man zuerst die Schraubensorte aussuchen (Zylinderkopf-, Senk- oder Linsenkopfschrauben) und dann in der entspechenden Tabelle die Maße für die Senkungen suchen (siehe Kapitel "3.2.8.: Senkungen für Schrauben").

In unserem Fall wurde eine Zylinderschraube nach DIN EN ISO 1207 gewählt. Die entsprechenden Maße für die Schraubensenkung nach DIN 974-1 betragen für den Durchmesser 8 mm und die Tiefe 3,2 mm.

Druchgangsbohrungen für Schrauben nach DIN EN 20273

Ähnlich verhält es sich für die Durchgangsbohrungen für Gewinde. Für jedes Gewinde nach DIN 13 Reihe 1 gibt es Tabellen mit den dazugehörigen Durchgangsbohrungsdurchmesser (siehe Kapitel "3.2.7 DIN EN 20273: Durchgangslöcher für Schrauben").

In unserem Beispiel ist das Gewinde M4. Die dazugehörige Durchgangsbohrung im Toleranzfeld mittel entspricht einem Durchmesser von 4,5 mm.

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Technische Zeichnung der Spannbacke

Haupt- und Anschlußmaße in einer Baugruppenzeichnung

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Technische Zeichnung der Baugruppe Schraubstock

Die Hauptmaße entsprechen den äußeren Abmaßen in einer Baugruppenzeichnung. Diese sind wichtig für die Weiterverwendung der Baugruppe. Sie werden zum Beispiel verwendet, um die Verpackungsgröße bzw. den Platzbedarf in der Nutzungsphase zu definieren. Der Endverbraucher erhält ebenfalls Informationen über den Einbauraum der Baugruppe. Zu Hauptabmaßen gehören Höhe, Breite und Dicke. Beim Schraubstock ist bei der Breite der Hebel nicht mitbemaßt worden, da seine Stellung variabel ist.

Anschlußmaße sind wichtig für den Käufer, um die entsprechenden Vorkehrungen treffen zu können, das Produkt später montieren oder einbauen zu können. Dazu gehören meist Anschlußbohrungen für bestimmte Schrauben. Im Falle des Schraubstockes ist wichtig, wie dick die Werkbank sein kann, damit der Schraubstock darauf noch verspannt werden kann. Deshalb wird hier auch ein Bereich von 0-45 angegeben. Weiterhin ist für die Benutzung wichtig zu wissen, welche Größen an Werkstücken eingespannt werden können. Auch hier ist wiederum ein Intervall angegeben.